Frauenberatung: Hilfe bei seelischer oder körperlicher Gewalt
Landkreis Stade. Gewalt in der Partnerschaft findet täglich statt – nicht nur während der internationalen Orange Days, die auf das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen. Mindestens 80 Prozent der Opfer sind weiblich. Die Dunkelziffer ist groß, weil Betroffene keine Anzeige erstatten – und das aus ganz verschiedenen Gründen, weiß Tina Götting. Die Pädagogin unterstützt Frauen und Mädchen ab 16 Jahren in der Frauenberatung des Landkreises Stade.
Vertraulich und freiwillig, kostenfrei und niedrigschwellig, das zeichnet die Frauenberatung aus, die im Schutz- und Beratungszentrum für Frauen „Stade Neuwerk“ ihre Räume hat. Hierher kommen Frauen, die körperliche und/ oder seelische Gewalt erleben. Schließlich hat Partnerschaftsgewalt viele Gesichter: Nicht nur körperliche Übergriffe, sondern auch Beleidigungen, Kontrolle und Stalking zählen dazu. Digitale Gewalt, Zwangsheirat und Trennung nach Gewalt sind weitere Themen der Frauenberatung. „Es geht immer um Macht, die auf unterschiedliche Weise ausgeübt wird“, so Tina Götting.
All das geschieht unabhängig vom Bildungsstand, dem Alter oder der sozialen Herkunft. Eher auffällig ist, dass gut ausgebildete Betroffene die Frauenberatung aufsuchen. Sie verfügen über soziale Netzwerke und eigene finanzielle Ressourcen, und sind daher nicht auf die Unterstützung durch das Frauenhaus angewiesen. In der Vergangenheit gab es für diese Frauen kein spezifisches Beratungsangebot. Diese Lücke hat die Frauenberatung geschlossen.
Gibt es gemeinsame Kinder, halten Betroffene häufig länger an einer Beziehung fest. Einerseits um den Kindern eine Trennung zu ersparen, anderseits aus Angst vor einem Sorgerechtsstreit. „Immer wieder werden Kinder als Druckmittel eingesetzt“, weiß Tina Götting aus Erfahrung. „Das Machtgefälle soll aufrechterhalten bleiben. Der Täter kann weiterhin Kontrolle ausüben.“ Es ist ein Spannungsfeld als getrenntlebende Eltern, da Kinder ein Recht auf den Umgang zum Vater haben, der aber Gewalt ausgeübt hat. „Die Betroffenen haben hier häufig das Nachsehen“, ergänzt Hanne Rathjens, Leiterin des Stader Frauenhauses sowie des Schutz- und Beratungszentrums für Frauen „Stade Neuwerk“: „Wir registrieren leider einen zunehmenden Antifeminismus, der unsere Arbeit erschwert und – noch viel schlimmer – die Frauen benachteiligt.“
Die Frauenberatung stabilisiert die Opfer und zeigt Perspektiven auf. Verdeckte Ressourcen sollen wieder entdeckt werden. „Die Betroffenen werden kleingehalten. In der Beratung möchte ich das Selbstbewusstsein wieder aufbauen, damit die Frauen die Kraft haben, Perspektiven für ihr Leben zu entwickeln“, sagt Tina Götting, die im neuen Jahr die Präventionsarbeit ausbauen möchte.
Die Pädagogin plant gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Team Jugendschutz des Amtes Jugend und Familie ein Präventionsprojekt. Bereits in Schulen sollen Jugendliche der höheren Klassenstufen über das Thema Gewalt in der Partnerschaft aufgeklärt werden. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu informieren, zu sensibilisieren und mitunter zu ermutigen, sich Hilfe zu holen. Schließlich findet Partnerschaftsgewalt täglich statt – auch schon in Beziehungen von jungen Erwachsenen.
Tina Götting von der Frauenberatung im Schutz- und Beratungszentrum für Frauen „Stade Neuwerk“ (Im Neuwerk 22) ist telefonisch unter 04141/ 12-5551 sowie 0159/ 04141-848 erreichbar. Dann können individuell Termine vereinbart werden. E-Mails gehen an
Weitere Informationen gibt es online: www.staderfrauenhaus.de/frauenberatung
(Nina Dede, Pressesprecherin Landkreis Stade)